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Die Geschichte der Kassettentechnik

In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war die Kassettentechnik der Standard für professionelle Mischpulte im Tonstudiobereich von Rundfunk, Fernsehen und Industrie. Aus der Tradition des Rundfunks wurden die Tonregieanlagen nach den jeweiligen Erfordernissen aus einzelnen, standardisierten Kassetten Geräten zusammengestellt.

Mit der Gründung von adt-audio durch Gerd Jüngling in den Jahren 1977/1978 waren die ersten Mischpulte die von uns gebaut wurden natürlich auch auf dem Prinzip der Kassettentechnik aufgebaute Tonregiepulte nach Kundenspezifikation. Etwa 70 Regietische in dieser Technik wurden im Zeitraum bis ca. 1985 gebaut.

1500b Kassettenpult (1980)

Das Foto oben zeigt ein 1980 gebautes Kassettenpult der Baureihe A1500b mit 32 Kanälen, 24 Aufnahmesummen, vollparametrischen 4 Band Equalizern, 3 Stereo Hauptsummen, 6 Auxwegen mit einem Kanalaufbau ähnlich einem modernen Inline Kanal mit Hauptregler und Kurzwegregler.

Kassettenpult A1500 von adt-audio aus 1979Das Photo rechts zeigt ein Kassettenpult A1500 aus 1979 mit einem 28er Rahmen, bei dem 20 Kanäle bestückt sind.

Neben Großanlagen der Baureihe A1500 wurde die Serie A1100, die nicht über die 24 Aufnahmesummen für die Mehrspurtechnik verfügte, sondern mit konventionellen Gruppen ausgerüstet war gebaut. Anlagen dieser Serien wurden immer nach Kundenspezifikation gefertigt. Durch die Bauweise in Kassettentechnik konnten ein und dieselben Standardmodule wie Mikrofonverstärker, Equalizer, Pegelsteller, Abhör-Regeleinheiten, Kommandoverstärker usw. unabhängig von der Auslegung der Anlage auf einem bestimmten Verwendungszweck immer verwendet werden. Die Anpassung des jeweiligen Kassettenpultes erfolgte dann durch die Verdrahtung des Rahmens, die in Handarbeit ausgeführt wurde und durch die Ergänzung der Standard Kassetten mit Sondermodulen. Im Laufe der Jahre entstanden bei uns so etwa 70 Standard Kassetten und weit über 100 Sonderkassetten, die meist in kleinsten Stückzahlen in Handarbeit gefertigt wurden.

In den folgenden Jahren wurden Kassettengeräte in erster Linie zur Komplettierung von kundenspezifischen Tonregieanlagen verwendet. Der Kostendruck und die Verbreitung des Mehrspurverfahrens in allen Bereichen der professionellen Tontechnik erforderte in diesem Zeitraum Mischpulte mit erheblich erweiterten Möglichkeiten was die Anzahl der Summen, der Eingangskanäle, der internen Schalt- und Routing-Möglichkeiten und der Bearbeitungsmittel betraf. Die Realisierung solcher Anlagenkonzepte auf Grundlage der traditionellen Kassettentechnik war und ist zwar prinzipiell möglich, jedoch nur mit einem sehr hohen Kostenaufwand. Das 'Stangenpult' setzte sich in diesem Zeitraum aus rein praktischen und wirtschaftlichen Gründen durch und verdrängte innerhalb weniger Jahre die kostenaufwändige Kassettentechnik aus den Tonstudios. Bei uns wurden die letzten Kassettenpulte 1985 hergestellt während gleichzeitig die ersten Studiomischpulte der 5MT Serie, die heute nach wie vor hergestellt wird, gefertigt wurden.

Das Photo unten zeigt ein 'Stangenpult', wie Mischpulte deren Kanalzüge aus einem einzigen Modul bestehen damals genannt wurden, der Serie A500b von adt-audio. Die Serie A500 wurde überlappend mit den Kassettenpulten von 1981 an bis ca. 1985 hergestellt und stellte eine preiswerte Alternative zu den Mischpulten in Kassettentechnik dar. In gewisser Hinischt war das A500 der Urvater der heutigen Broadcast Mischpulte der Serie BC3.



Nachdem sich in der zweiten Hälfte der 80er und in den 90er Jahren niemand mehr für Kassettentechnik begeistern konnte, wurden die alten Geräte in den letzten Jahren wieder populär. Die klanglichen Eigenschaften der Kassettengeräte erfreuten sich als Gegentrend zur umfassenden Digitalisierung der Pro Audio Szene plötzlich wieder großer Beliebheit und fanden immer mehr allgemeine Anerkennung. Schlagworte wie 'diskret' und 'Class A" wurden nicht nur in der Hifi-Szene zu einem Qualitätsmerkmal für analoge Audiotechnik. Renovierte Altgeräte und neugefertigte Kopien erschienen für teilweise utopische Preise auf dem Markt und Hersteller, von denen man fast 30 Jahre lang nicht mehr gehört hatte kamen wieder ins Gespräch und begannen ihre uralten Geräte wieder neu aufzulegen.

Kassettentechnik

Das Prinzip der Kassettentechnik fußt auf Röhrenverstärkern wie dem als DIN-Einschub ausgeführten V60 der kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs hergestellt wurde und bis in die 60er Jahre im Einsatz was und setzte sich dann mit den kompakter gebauten Röhrengeraten, wie dem Studioverstärker V72 und dem Mikrofonverstärker V76 fort.

V76 von TAB in Röhrentechnik

Die jeweiligen Eigenschaften dieser Geräte waren durch die öffentlich rechtliche Rundfunkanstalten genormt und wurden von verschiedenen Firmen hergestellt. Klangvolle Namen wie Telefunken, Tonografie-Apparatebau (TAB), Gerog Neumann, Danner, Maihak, EMT waren einige der Hersteller dieser Pro Audio Geräte.

Mit der Einführung der Transistortechnik in den 60er Jahren ließen sich die Abmessungen der
Flachbahn Pegelsteller W66
Geräte weiter reduzieren. Neben der traditionell für Regelelemente, wie den Flachbahn-Pegelsteller W66 von Maihak und den Hoch-Tief-Entzerrer W95, benutzten Einheitsgröße im Format 190 x 40 mm wurden auf Europakarten aufgebaute Verstärker verwendet. Ein Beispiel hierzu ist der V276 aus der Sitral Serie von Siemens.

V276 von Siemens


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